Die folgenden Zeilen sind eine aktualisierte Version der Geschichte von Holderbank, wie sie 1991 im Buch «Die Aargauer Gemeinden» erschienen ist. Verfasst wurden sie von Hans Zuber und Ruth Fischer.
Unter dem folgenden Link ist zudem eine digitalisierte Version der ausführlicheren Holderbanker Geschichte verfügbar, welche 1959 anlässlich des 700 Jahr-Jubiläums von Dr. Georg Boner verfasst wurde.
Broschüre 700 Jahre Holderbank (3.61 MB)
Geschichte von Holderbank
Die Häuser des im Jahre 1259 zum ersten Mal in einer Urkunde genannten Dorfes Holderbank säumen die Strasse, welche von Wildegg nach Schinznach Bad und nach Brugg führt. Der Gemeindebann ist ein schmaler Geländestreifen zwischen der Aare und dem Westabhang des bewaldeten Kestenbergs. Den Namen verdankt das Dorf seiner topographischen Lage. In seiner ursprünglichen Form - Halderwang - Halderwanch - Halderwank - Holderwang besagt der Name, der sich aus den althochdeutschen Wörtern holuntar (Holunder) und wang (Abhang) zusammensetzt, nichts anderes als "Holunder-Abhang".
Die schriftlich bezeugte Geschichte Holderbanks
beginnt mit jener Urkunde, in der Graf Rudolf IV. von Habsburg, der nachmalige König, und sein Vetter, Graf Gottfried von Habsburg-Laufenburg, im August 1259 aufzeichnen liessen, welche Lehen sie damals von der oberelsässischen Benediktinerabtei Murbach innehatten. Darunter wird auch die Vogtei des Hofs Holderbank genannt, der zum Kloster im Hof zu Luzern gehörte, das selbst wiederum Murbach unterstellt war. In späteren Jahrhunderten wechselte das Dorf mehrmals seinen Besitzer. Bis 1798, also 314 Jahre lang, blieb Holderbank im Besitze der Familien von Effinger. Schon 1275 hatte Holderbank eine eigene Pfarrkirche. Der sandsteinerne Taufstein aus dem Jahre 1475 ist noch in der heutigen Kirche vorhanden, welche 1701/02 erbaut worden ist.
Holderbank war lange Zeit ein kleines Dorf. 1559 zählte man erst 10 Feuerstätten, 1764 betrug die Einwohnerzahl 155 und bei der Kantonsgründung im Jahre 1803 wurden 46 Haushaltungen und 252 Einwohner registriert. Seither ist die Bevölkerungszahl stets angestiegen und hat im Jahre 1974 mit 860 Einwohnern einen Höchststand erreicht.
Während Jahrhunderten lebte die Bevölkerung Holderbanks ausschliesslich von der Landwirtschaft und vom Weinbau. Beide Erwerbszweige gingen Ende des 19. Jahrhunderts stark zurück. Heute ist der Weinbau ganz verschwunden und zwei Betriebe konzentrieren sich auf den Ackerbau.
Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fasste die Industrie in Holderbank Fuss. In den Gebäulichkeiten einer 1835 gegründeten und später wieder eingegangenen Baumwollfabrik wurde die Fabrikation von hydraulischem Kalk aufgenommen. Im Jahre 1912 erfolgte dann die Gründung der Aargauischen Portlandcementfabrik. Das Holderbanker Unternehmen wurde Stammwerk einer Reihe von Fabriken im Ausland, die den Namen Holderbank in alle Kontinente getragen haben. Noch vor dem zweiten Weltkrieg entstand die Tonwarenfabrik. Hier wurden Dachziegel und Ziegelsteine hergestellt. Dazu kam 1956 ein Unternehmen, das sich auf die Fabrikation von Dichtungsmaterial spezialisiert hat. Viele tausend Tonnen Holderbanker Ton wurden für die Abdichtung des Schwergewichtsdammes beim Stausee auf der Göscheneralp abgebaut. Heute wird Tonmehl als Futterzusatz und als Basismaterial für kosmetische Produkte verwendet. In diesen grösseren Industriebetrieben und einigen kleineren Gewerbebetrieben fanden die meisten Holderbanker ihre Arbeit. Ende 1974 hat die Tonwarenfabrik ihren Betrieb eingestellt. Im Jahre 1975 wurde bekannt, dass die Cementfabrik ihren Betrieb in Holderbank schrittweise reduziert. Die Cementfabrikation wurde nach Rekingen AG verlagert. Die Forschungsstelle der Cementfabrik wurde in die Holderbank Management und Beratung AG überführt ist die Generalunternehmung für den Bau von Zementfabriken. Im Jahre 1982 hat sich ein neuer grosser Industriebetrieb in Holderbank angesiedelt, und zwar die Firma Gipsunion AG, später FIXIT AG. Selbstverständlich waren die Schliessungen der beiden Industriebetriebe nicht nur für die Angestellten ein harter Schlag. Auch die Gemeinde sah sich finanziell vor total neue Tatsachen gestellt. Die Finanzlage der Gemeinde hat sich seither stetig verschlechtert. Mit Hilfe des Kantons und den besonderen Anstrengungen der Bevölkerung gelang es über einen Steuerfuss von 125%, die Finanzlage zu sanieren und den Steuerfuss auf heute 98% zu senken. Bekanntlich besteht Holderbank aus zwei Dorfteilen, die durch das Gebiet "Schümel" getrennt sind. An der Dezember-Gemeindeversammlung 1988 haben die Stimmbürger beschlossen, das Steinbruchareal von der Cementfabrik Holderbank, Rekingen, zu kaufen. Ab Juli 1990 wurde dieses "Loch" mit Aushub- und Ausbruchmaterial aus dem Bözbergtunnel aufgefüllt.
Mit dieser Auffüllung soll das Dorf in Zukunft zu einer Einheit zusammenwachsen und ein echtes Dorfzentrum erhalten. Dass sich in Holderbank gut wohnen lässt, zeigt die Tatsache, dass praktisch nie leere Wohnungen zu verzeichnen sind. Die Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr hat sich geändert. Die Busverbindung nach Wildegg und Lenzburg wurde 1999 aufgehoben und stattdessen mit einer Haltestelle der Anschluss an das SBB Netz und damit an den öffentlichen Verkehr sichergestellt. Für die Zukunft hat sich Holderbank gerüstet und alle für die positive Entwicklung des Dorfes nötigen Planungen abgeschlossen.